06.22.2023 Expertise

Das Gesicht der Fassade

BMW Oracle Pavillon Vorgehängte Lüftete Fassade an der Strasse

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Nicht selten erinnern wir uns an eine bestimmte Stadt oder ein Stadtviertel aufgrund der einprägsamen Fassaden an Häuserfronten. Ob bunt, kunstvoll verziert, alt, modern oder schlicht, Fassaden geben den Gebäuden ein Gesicht – daher auch der lateinische Name facies, zu deutsch Gesicht.

 

Historie des Fassadenbaus

 

Schon früher dienten Gebäudehüllen insbesondere dem Schutz vor Witterungseinflüssen, Wärme oder Kälte. Fortlaufend entwickelten sie sich hin zu einer Möglichkeit, die Identität, den Status oder die eigene Macht zu repräsentieren. Zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erreichte der Fassadenbau durch die Entwicklung von Stahl und Stahlkonstruktionen seinen ersten Meilenstein. Die sich neu auftuenden Methoden erweiterten die Palette an Konstruktionen für die Fassade, indem fortan eine Trennung von Fassade und Rohbraukonstruktion vollzogen und damit die Fassade unabhängig vom Tragwerk gestaltet werden konnte. In den vergangenen fünf Jahrzehnten erlebte der Fassadenbau einen rasanten Aufschwung und hat sich zu einem eigenständigen Segment im modernen Hochbau etabliert. Im Fokus der gegenwärtigen Fassadenplanung stehen vorrangig Themen wie Energieeinsparung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit, konkret bedeutet dies für die heutige Fassadentechnik unter anderem die Reduktion von Wärmeverlust, Komfortlüftung oder Energiegewinnung.

 

Arten von Fassaden

 

Zur Umsetzung der hohen Ansprüche wurden verschiedenste Arten von Fassaden entwickelt, die ein Objekt je nach Anforderung optimal einkleiden können. Im Allgemeinen können zwei Arten an Fassaden benannt werden: zum einen schwere, massive Wandkonstruktionen und zum anderen leichte, skelettartige Außenhäute. Letztere haben sich im Laufe der Fassaden-Evolution immer weiter durchgesetzt, weshalb die heutigen Außenwandkonstruktionen kaum noch Gebäudelasten tragen. Je nach Bedarf können Fassaden schwerelos wirken, Schutz bieten oder für ein angenehmes Raumklima im Inneren sorgen. Im weiteren Fortgang möchten wir Ihnen zwei verschiedene Arten von Fassaden vorstellen, die in ihren Eigenschaften und Anwendungsarten beeindrucken.

 

Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF)

 

Eine besonders verbreitete Fassade im europäischen Industrie- und Bürobau sowie im Wohnungsbau ist die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF), welche eine Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Sie zeichnet sich durch eine Bekleidung aus, die nicht wie üblich auf dem Mauerwerk, sondern auf einer Unterkonstruktion angebracht ist. Diese Möglichkeit erlaubt eine Trennung der Dämmung (Feuchte-, Wärme-, Schall-, Brandschutz) und Bekleidung (Witterungsschutz), weshalb zwischen den beiden Elementen eine Luftschicht herrscht. Die Luftschicht führt zu einer permanenten Hinterlüftung der Außenhaut und hält Feuchte und Wärme von der gedämmten Tragstruktur fern und wirkt so der Schimmelbildung ganzheitlich entgegen. An heißen Sommertagen heizt sich folgend nur die Fassade und nicht die Mauer dahinter auf, was für ein angenehmes Raumklima im Inneren sorgt. Besteht der Aufbau aus nachhaltigen Mineralwolledämmstoffen, kann die Unterkonstruktion als statisches Bindeglied zwischen tragender Außenwand und Fassadenbekleidung aus verschiedenen Materialien wie Holz, Aluminium, Edelstahl oder aus einer Kombination dieser Materialien bestehen. Dadurch weißt die VHF einen robusten Charakter sowie einen geringen Pflegeaufwand auf. Weiterhin können die Konstruktion sowie die verwendeten Materialien sortenrein zurück gebaut und recycelt werden, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.

 

Beschusshemmende Fassaden

 

Bereits seit vielen tausenden von Jahren gehen wir Menschen unserem Grundbedürfnis nach Sicherheit nach. Mit dem Bau langlebiger Wohnorte wurden Räume geschaffen, in denen sich der Mensch sicher und geborgen fühlen kann. Die Häuser schützen damals vor allem vor dem Eindringen von Tieren oder Wetterereignissen wie Starkregen oder Hagel und die später errichteten Stadtmauern die Stadt vor Eindringlingen und Angriffen. Gegenwärtig bedarf es sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum Schutz vor Schusswaffen, auch wenn der Gebrauch und der Besitz in Europa stark reglementiert ist. Die Entwicklung von beschusshemmenden Fassaden mit erhöhten Anforderungen an die Widerstandsklassen kommen dem Bedürfnis nach einer speziellen Schutzfunktion nach. Bestimmt durch die europäische Norm EN 1063 wird das Prüfverfahren für durchschusshemmende Verglasungen in neun Beschussklassen differenziert, wobei BR1, BR2, BR3 und BR4 die unteren Beschussklassen und BR5, BR6 und BR7 die oberen Beschussklassen bilden. Der untere Bereich deckt den Schutz vor Beschuss durch Sportschützengewehre, Pistolen oder Revolver ab, der obere Bereich umfasst hingegen die Langwaffen. Mit den Widerstandsklassen FSG und SG2 nach europäischer Norm ist weiterhin der Schutz vor Jagdwaffen angegeben, wobei bei allen Angriffswaffen das zu überprüfende Fassadenelement mit einer Prüfentfernung von 5 bis 10 Metern auf Durchschusshemmung geprüft wird, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten. Ausgezeichnet mit der höchsten Klassifizierung im Bereich der Beschusshemmung, können diese im Objekt- und Personenschutz zum Einsatz kommen. Vorzugweise bei Banken, Regierungs- und Botschaftsgebäuden, Polizei- und Kontrollstationen.


Fassade und Zukunft


Die Fassaden der Zukunft müssen vielen Ansprüchen und Regelungen gerecht werden sowie ökologische, biophysikalische und ökonomische Zielsetzungen vereinen. Schon jetzt ist die moderne Fassade gekennzeichnet durch visuellen und thermischen Komfort. Weiterhin verfügt die moderne Fassade über die Eigenschaft, Räumlichkeiten zu kühlen oder für Aussicht sowie frische Luft zu sorgen und kann ebenfalls die CO2-Konzentration im Raum verringern. Zukünftig können Fassaden nicht nur Schutz vor Witterung und Umwelteinflüssen bieten, sondern auch nachhaltige Energie erzeugen und Speichern. Ebenso werden ästhetische und kulturelle Bedingungen zusammengeführt, um das Leben der Menschen und das Wohlbefinden in und außerhalb der Objekte zu verbessern. Hinsichtlich des Gestaltungsaspekts wird dem Wunsch nach steigender Transparenz nachgegangen, indem eine Umsetzung mittels minimaler Profilansichtsbreiten bei höchster Produktqualität erfolgt. In Zukunft spielt neben dem hohen Anspruch an Design und Funktionalität ergänzend die rationelle Verarbeitung und einfache Montage eine immer größere Rolle, weshalb der Weg zu weiteren Innovationen im Fassadenbau geebnet ist und auf spannende Entwicklungen hoffen lässt.

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Planung Mock-up Konstruktion Statik / Tragwerksplanung

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